Dieses Thema beschäftigt mich seit rund 3 Jahren und nun hat der Schreiber richtig gezwickt, da es auf Papier gebracht werden wollte: viel wird geredet über heilige Weiblichkeit, aber noch zu wenig über die Kraft & Power einer ausbalancierten Männlichkeit. Wenn wir in unsere Mitte kommen wollen, brauchen wir beides, ausbalancierte weibliche Kraft & heilige männliche Power.
In diesem Beitrag schreibe ich sehr frei von der Leber, wenn ich dir irgendwo zu weit gehe, verzeih mir und blende es aus, für mich ist es wichtig die Dinge beim Namen zu nennen und mich nicht aufgrund von gesellschaftlichen Normen einzuschränken.

Männer haben uns sehr stark gehalten die letzten Jahre unsere Wunden und Verletzungen aus der Vergangenheit aufzulösen. In den vergangenen Jahrhunderten mussten sie zu sehen wie ihre Mütter, Frauen, Töchter misshandelt wurden, haben für sie gekämpft & oft ihr Leben dabei aufs Spiel gesetzt.

Ich glaub es ist an der Zeit, dass wir Frauen den Raum halten für die Männer ihre Emotionen, ihre Sanftheit und ihren inneren Nektar entdecken zu können, ohne dass wir Frauen die bisherig gelebte Form der Männlichkeit im Mann einfordern, wirklich Raum geben für Entwicklung. Den Mann nicht auf die Rolle des Ernährers, auf seine physische Kraft, auf den Macho, den wilden Hengst oder was auch immer reduzieren. Es ist Zeit, dass wir Frauen auch unser bisheriges Bild des Mannes fallen lassen, zu Gunsten einer neuen Identität, die von Männern selbst erschaffen wird. Zeit die subtilen Kriege und Maskeraden zwischen Männer und Frauen fallenzulassen. Voneinander zu lernen statt einander subtil zu bekämpfen oder auf Stereotypen zu reduzieren.

Ich verstehe das Bedürfnis der Frauen in Zirkeln zusammen zu sein. Ich bin selber in einem Frauenzirkel und schätze den Austausch und die Heilung die stattfinden kann sehr. Jedoch stelle ich auch immer wieder fest, dass solche Zirkel zum Teil die Tendenz haben in den Wunden der Frauen zu lechzen. Immer und immer wieder auf die Verletzungen der Frauen (auch über die Generationen hinweg) zu schauen, die durch die patriarchalische Herrschaft zu Hauf ausgeübt wurden. Aber damit kommen wir nicht weiter. Bitte versteht mich nicht falsch, ich habe selber so viele alte Wunden aus diesem Leben, aus früheren Leben und auch von meiner Ahnenlinie aufgelöst und es war sehr sehr wichtig um aus der Opferrolle und in mein Potenzial zu kommen. Und genau das ist der Punkt: wenn wir uns weiterentwickeln wollen, dann ist es irgendwann sehr wichtig, dass wir den Fokus ändern können und erkennen, dass wir der Schöpfer sind in unserem Leben, in allen Erfahrungen, die wir machen. Um zu lernen wie es ist, wenn wir schreckliche Erfahrungen machen müssen, wie sich das emotional auswirkt, um die Tiefe des menschlichen Daseins auf allen Ebenen zu verstehen, um anschliessend zu dem Resultat zu kommen, dass wir lernen zu vergeben, zuerst unseren „Tätern“ und schlussendlich auch uns selbst, dass wir uns darein manövriert haben. Der Fokus der Heilung der weiblichen Verletzungen sollte also wirklich die Befreiung aus diesen Mustern sein und nicht das jahrelange Wälzen darin .
Mögen wir Frauen aufhören um die Anerkennung der Männer zu betteln, und uns selber Anerkennung und Liebe zu geben, so dass die Männer Raum haben nach Innen zu gehen.
Wir tragen sowieso beide Anteile in uns, den inneren Mann, die innere Frau oder weibliche Energie. Die Ergänzung der einen Komponente ist nicht im Außen, sondern im Innen zu finden. Je mehr ich meine weiblichen und männlichen Anteile integriert habe, desto weniger suche ich es im Aussen.

Ich sehe viele Frauen die nun aus diesen alten vor allem auch über Generationen tradierten Muster ausbrechen und in ihre Power kommen, juhuuu!!!!
Also Frauen lasst uns wachsen, in unsere Power kommen, damit wir danach die Kraft haben, den Raum für die Männer und ihre Entwicklung zu halten.

Was meine ich damit?
Ich fühle, dass es für die Männer sehr wichtig ist, die tiefen Verletzungen aus der Ahnenreihe zu transzendieren. Ich denke, da insbesondere an die Tatsache, dass die Männer in den Krieg ziehen mussten, ihre Frau und Kinder zurücklassen. Um im Krieg zu überleben waren Gefühle wie Trauer, Sorge etc. nicht angebracht, denn damit wären sie einfaches Futter für den Feind gewesen. Um zu überleben, musste andere Menschen getötet werden, das kann mit einem offenen Herzen gar nicht getan werden. Also musste ein energetischer Panzer ums Herz errichtet werden (auch symbolisiert durch den Brustpanzer der Ritter) der Stärke verleihen sollte und die Emotionen wurden unterdrückt und in die tiefsten Tiefen des Unterbewusstseins verbannt, wo sie komplett unbewusst schlummerten, z.T. bis heute.
Zudem habe ich schon als heranwachsender Teenie immer wieder bei meinen Brüdern und anderen beobachtet, wie sie mit Erwartungen der Frauen und der Gesellschaft konfrontiert wurden. Zum Beispiel die Erwartungen der Mädchen erobert zu werden, dann die geliebten Mädchen zu entjungfern und mit der Vorstellung gross zu werden, dass sie möglichst bald Geld verdienen müssen um eine Familie zu ernähren. Uff, was für ein Druck!
Die über die Generationen tradierten Vorstellungen, die in unseren Zellen noch abgespeichert sind, dürfen nun befreit und neu programmiert werden.

Werden diese Muster, Glaubensätze aufgelöst, entsteht zuerst mal ein Vakuum. Wer bin ich, wie definiere ich mein Mann-Sein noch. Werden wir überhaupt noch gebraucht? Oh, yes, totally!!!

Ich habe in den letzten rund 3 Jahren einige Männer in ihrer vollen Kraft und Blüte erlebt und sie haben mich sehr beeindruckt. Ein Mann, der in seine Kraft kommt, strahlt Klarheit, innere Stärke, eine grosse Analysefähigkeit und Denkvermögen und eine grosse Passion für die Verwirklichung seiner Ziele aus ohne egoistisch zu sein. Männer in ihrer Kraft engagieren sich voller Enthusiasmus für Ziele, die ihnen heiliger sind als ihre persönlichen Bedürfnisse. Sie haben eine Mission für die sie auch bereit sind mit angemessenen Mitteln zu kämpfen um deren Wert zu schützen. Und sie verfügen über eine Tiefe & Sanftheit im Kern, die berührt.
Ich erlebe im Moment viele Männer die am „Erwachen“ sind und ich finde es wunderbar und berührend ihre Entwicklung zu verfolgen.

Mahalo nui to all my wonderful brothers throughout the world who allowed me to see the precious wisdom, strength and inner sweetness in men.

Jede Frau, jeder Mann, die / der in die volle Kraft des inneren Potenzial kommt und ihre Weiblichkeit / seine Männlichkeit zur Blüte bringt, ist nicht nur eine Bereicherung für den Partner. Es ebnet auch den Weg für eine neue Art der Verbindung die nicht auf Abhängigkeit basiert (zB ich brauch dich weil ich meine Männlichkeit noch nicht integriert habe), sondern auf gegenseitiger Inspiration.

Dieser Text wurde auch vom See und meiner Wahrnehmung in der vergangenen SUP Saison geprägt. Ich durfte feststellen, dass die meisten Frauen und Männer eine ganz andere Herangehensweise haben zum Element Wasser und dem Paddeln. Bei fast allen Frauen kam zuerst die Angst, eine komplett diffuse Angst auf das Brett zu steigen. Hier ging es darum die Frauen zu bestärken, ihnen Vertrauen und Mut zuzusprechen. Auf dem Wasser waren sie nach der ersten anfänglichen Unsicherheit sehr gute Zuhörerinnen, die die Technikinstruktionen meist sehr gut aufnehmen konnten. Die Männer hingegen hatten zu Beginn Zweifel, ob es mich als Instruktor überhaupt braucht und ob sie etwas von mir lernen können. Sie waren einfach sehr überzeugt von ihren Fähigkeit und ihrer physischen Stärke oder zumindest haben sie die Unsicherheit sehr sehr gut versteckt. Sie haben mir dadurch darin geholfen, viel mehr meinen „Macker“ rauszuhängen, klare Ansagen zu machen, meine Stärke und Wissen unter Beweis zu stellen und meinen männlichen Anteil zu leben. So durfte ich sie zu Beginn eher etwas runterholen und aufzeigen, dass es doch so einiges an Technik zu lernen gibt und nicht alles mit reiner Kraft gemacht werden kann.
Herzlichen Dank liebe männliche SUP Kunden, dass ihr mir beigebracht habt, viel mehr meinen inneren Mann zu stehen und diesen Anteil noch mehr zu integrieren.

Beim Schreiben kam mir folgende Inspiration für ein Foto-Projekt:

Gerne würde ich Männer portraitieren in ihrer Stärke, aber auch Verletzlichkeit und ihnen den Raum geben, dass sie über ihr persönliches Verständnis des Mann-Seins sprechen und ihre Wünsche an uns Frauen äussern können. Also Fotos mit Text kombiniert.

Liebe Männer: was meint Ihr dazu? Ich würd mich über eine angeregte Diskussion freuen. In tiefer Dankbarkeit für Alles was Ihr mich lehrt.